HDS/L & Cads online-Seminar zum Thema Lieferketten stößt auf überwältigende Resonanz

Die Einführung eines Lieferkettengesetzes ist zu erwarten. Auch, wenn zum heutigen Zeitpunkt noch kein fertiges Gesetz vorliegt, die Frage gesetzlicher Regelungen in der Lieferkette wird schon lange in der Politik und in der Öffentlichkeit diskutiert. Sowohl in Deutschland als auch in der EU. Was erwartet die Unternehmen der Schuh- und Lederwarenbranche? Was gilt es zu beachten? Dieser und weiteren Fragen gingen deutsche und internationale Experten im Rahmen des von HDS/L und cads organisierten online-Seminars zur Regulierung von Lieferketten nach. „Unsere virtuelle Konferenz ist auf riesige Resonanz gestoßen. Das zeigt, wie hoch der Informationsbedarf in den Unternehmen ist. Die Hersteller haben erkannt, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit den Herausforderungen zu beschäftigen“, sagt HDS/L Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert.

Besonders wichtig sind aus Sicht des HDS/L vor allem die Fragen wieweit die Unternehmerhaftung geht und worauf sie sich bezieht.

Um einen umfassenden und detaillierten Einblick in die vielen Facetten des geplanten Lieferkettengesetzes zu erlauben, hatte der HDS/L renommierte Experten gewinnen können. Dr. Maria Rost vom Dachverband textil+mode erläuterte die Kernelemente des Sorgfaltspflichtengesetzes und berichtete über den aktuellen politischen Stand, über Inhalte wie Schwellenwert und Umfang der Sorgfaltsprüfung. Ralph Kamphöner, Leiter des t+m Büros in Brüssel, gab eine Übersicht über die zu weitgehenden Anforderungen der EU-Lieferkettenrichtlinie. Die Verbände der Modeindustrie fordern den Anwendungsbereich auf UN-Menschenrechte begrenzen, KMU von EU-Lieferkettenrichtlinie auszunehmen, die Haftung auf Tier-1 zu limitieren und Bürokratie und Rechtsunsicherheit zu minimieren.

Wie sieht die Praxis aus?

Aus Hongkong zugeschaltet waren Dr. Gerhard Nickolaus vom PFI Hongkong und Karl Borgschulze, CSI. Die Schuh- und Lederexperten sind seit vielen Jahren in den Produktionsländern Asiens unterwegs und kennen die Praxis der Lieferketten vor Ort. „In Asien stößt das geplante deutsche Lieferkettengesetz vielerorts auf Ablehnung. Der Blickwinkel eines Produktionslands wie China, ist eben ein ganz anderer als der der Konsumländer, besonders vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Bewältigung der Länder bei der Pandemie“, gab Nickolaus zu bedenken. PFI und CSI sind bereits jetzt in der Lage, die Unternehmen mit bestehenden, erprobten Audit-Systemen zu unterstützen, unter anderem auch mit Hilfe von cads. „Ziel ist ein langfristig tragfähiges Beschaffungsmanagement. Aber dafür ist das Mitspielen aller Akteure erforderlich“, so Borgschulze.

Einen ebenso spannenden wie aufschlussreichen Praxis-Bericht aus der Mode-Industrie gab es von Martin Kemmler, Global Head of supply chain der Firma Triumph, die seit Jahrzehnten komplexe Lieferketten in Asien unterhält. Kemmler ging auf die Bereiche Menschrechte und Umweltschutz ein. „Ziel ist es, lean, aber effektiv die Lieferketten zu überwachen – ohne Heerscharen von Personal.“

Dabei geht es auch um Vertrauen und Sicherheit, die man den Lieferanten entgegenbringt. Nach dem Motto „seeing is believing“ investiert Triumph in die Schulung der eigenen Mitarbeiter. So genannte „Ambassadors“ übernehmen die Überwachung der Auflagen vor Ort. Kemmlers eindringliche Forderung an die Politik: einheitliche Standards schaffen!

Fazit: Die Betriebe müssen sich auf das Lieferkettengesetz vorbereiten und auf die zu erwartenden Entwicklungen eingehen. Zwar sind manche Detailfragen in politischen Gesetzgebungsverfahren noch festzulegen, wesentliche Grundzüge sind aber bereits absehbar. Lösungen müssen gesucht und gefunden werden. Manfred Junkert sichert hier ein kompetentes und intensives Engagement seitens HDS/L und cads zu. Außerdem appellierte der HDS/L Hauptgeschäftsführer an die Industrie, das maßgeschneiderte Angebot des ISC Germany zum Thema Nachhaltigkeit zu nutzen: Der neue Kurs zum „Nachhaltigkeitsmanager/-in für die Schuh-, Lederwaren- und Textilbranche“ wird im September 2021 an den Start gehen.